Die in Wien ansässige Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) stärkt gezielt die Rolle von Frauen in der Nuklearwissenschaft. Dazu zählt nicht nur das Marie-Skłodowska-Curie-Stipendium, das junge Wissenschaftlerinnen fördert, sondern auch die Eröffnung eines neuen Curie-Meitner-Zentrums für nukleare Anwendungen an den IAEA-Labors in Seibersdorf. Die Labors in Seibersdorf, die sich der friedlichen Nutzung der Kernenergie widmen, sind im UN-System einzigartig. Ein neues Besucherzentrum der IAEA vor Ort zeigt, wie die Organisation arbeitet, welche Bedeutung die Seibersdorfer Labors haben und wie Kernforschung und -technologie zur Bewältigung globaler Herausforderungen beitragen.

Frauen in der Nuklearwissenschaft sind noch immer in der Minderheit. Unter der Leitung von Generaldirektor Rafael Mariano Grossi hat die IAEA die Sichtbarkeit herausragender Wissenschaftlerinnen in diesem Bereich deutlich erhöht, um mehr Frauen zu ermutigen, ihren Weg in die Kernforschung zu gehen.

M. GrossiIAEA-Generaldirektor Rafael Mariano Grossi bei der Eröffnung des Marie-Skłodowska-Curie-Stipendienprogramms am 9. März 2020 in der Wiener Hauptverwaltung der IAEA. © Dean Calma / IAEA

Im März 2020 rief die IAEA das Marie-Skłodowska-Curie-Stipendium ins Leben, und am 8. Oktober 2025 eröffnete sie in Seibersdorf bei Wien ein neues Curie-Meitner-Zentrum für nukleare Anwendungen.

Bei der Eröffnung des Curie-Meitner-Zentrums im Oktober 2025 betonte IAEA-Generaldirektor Grossi: „Das neue Zentrum ermöglicht es unseren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Partnern aus aller Welt, gemeinsam zu arbeiten, zu innovieren und konkrete Lösungen zu entwickeln, die Gesundheit, Ernährungssicherheit und Umweltschutz verbessern.“ Vertreter aus 33 Ländern, darunter FAO-Generaldirektor Qu Dongyu, nahmen an der Zeremonie teil.

Marie Curie Statue in WarsawMarie Curie Statue in Warschau, 17. Juni 2015 © Joergsam

Benannt nach zwei Pionierinnen der Kernforschung – Marie Curie und Lise Meitner – bieten die neuen Einrichtungen künftig drei der acht IAEA-Labors für Nuklearwissenschaft und -anwendungen in Seibersdorf ein Zuhause: das Labor für terrestrische Umwelt und Radiochemie, das Labor für Pflanzenzüchtung und Genetik sowie das Labor für Nuklearwissenschaft und Instrumentierung.

Die IAEA unterhält in Seibersdorf, rund eine Stunde von Wien entfernt, acht Labors für nukleare Anwendungen. Diese Einrichtungen sind im gesamten UN-System einzigartig; sie wurden 1959 errichtet und 1962 unter die Verwaltung der IAEA gestellt. Sie unterstützen die Arbeit der Organisation, indem sie Mitgliedstaaten den Nutzen friedlicher Nukleartechnologien durch Schulungen, Dienstleistungen und angewandte Forschung zugänglich machen.

Die Forschungen in Seibersdorf konzentrieren sich auf Ernährung und Landwirtschaft, menschliche Gesundheit, Umweltüberwachung und -analyse sowie auf den Einsatz nuklearer Analyseinstrumente. Das Gemeinsame Zentrum der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) und der IAEA für nukleare Techniken in Ernährung und Landwirtschaft betreibt fünf der acht Labors in Seibersdorf. Dort wird zu Schädlingsbekämpfung, Tierproduktion, Pflanzenzüchtung und Genetik, Boden- und Wassermanagement sowie Lebensmittelsicherheit geforscht. Das Dosimetrie-Labor wiederum ist auf Strahlungsforschung für Krebstherapien spezialisiert.

Darüber hinaus betreibt die IAEA in Seibersdorf ein Labor für Nuklearwissenschaft und Instrumentierung sowie ein Labor für terrestrische Umwelt- und Radiochemie.

IAEA Visitor Center

IAEA Visitor Center

IAEA Visitor Center

Zusammen mit dem neuen Curie-Meitner-Zentrum wurden auch modernste Gewächshäuser eröffnet, die für die Entwicklung klimaintelligenter Landwirtschaft und ein verbessertes Wassermanagement unerlässlich sind. Zudem wurde der vollständig erneuerte Bereich des Dosimetrie-Labors eingeweiht, der die Krebsbekämpfung unterstützt und sicherstellt, dass Patientinnen und Patienten sichere Strahlendosen erhalten.

Die Einweihung folgt auf die Eröffnung des neuen IAEA-Besucherzentrums in Seibersdorf am 17. September 2025. Das Zentrum ist in dieser Form einzigartig: BesucherInnen können dort die Arbeit der IAEA, die Bedeutung der Seibersdorfer Labors und die Rolle der Kernwissenschaften bei der Bewältigung globaler Herausforderungen aus erster Hand kennenlernen. Die Eröffnung fand während der 69. ordentlichen Tagung der IAEA-Generalkonferenz statt und unterstreicht das Engagement der Organisation für transparente Öffentlichkeitsarbeit und Bildungsvermittlung im Bereich der sicheren und friedlichen Nutzung nuklearer Wissenschaft, Technologie und Anwendungen.

Botschafterin Gabriela Sellner, Ständige Vertreterin Österreichs bei den Vereinten Nationen in Wien, die an beiden Veranstaltungen teilnahm, erklärte: „Das ist ein eindrucksvolles Zeugnis für die engagierte Arbeit der IAEA in Seibersdorf. Österreich ist sehr stolz darauf, seit 1962 Gastgeber dieser Labors zu sein.“

Neben der Benennung des neuen Anwendungszentrums nach zwei bedeutenden Wissenschaftlerinnen der Kernforschung treibt IAEA-Generaldirektor Grossi seit 2020 auch das Marie-Skłodowska-Curie-Stipendienprogramm voran. Ziel des Programms ist es, den Anteil von Frauen im Nuklearbereich zu erhöhen. Die Bewerbungsfrist endet in diesem Jahr am 30. Oktober. Laut der Programmwebseite sollen die Stipendien „junge Frauen dazu ermutigen und inspirieren, eine Laufbahn im Nuklearbereich einzuschlagen, indem hochmotivierte Studentinnen für Masterstudiengänge finanzielle Unterstützung erhalten“.

Bild: Das IAEO-Besucherzentrum in Seibersdorf, Österreich. 7. Oktober 2025. © Dean Calma / IAEA, © IAEA Images
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