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Die USA verhandeln derzeit über ein Abkommen zu Seltenen Erden mit der Demokratischen Republik Kongo (DRK). Seit der Handelskonflikt mit China den Zugang der USA zu chinesischen Lieferungen dieser strategisch wichtigen Rohstoffe einschränkt, sucht Washington nach alternativen Bezugsquellen. Ein entsprechendes Abkommen mit der Ukraine ist bislang ausgeblieben – nun hat Präsident Trump seinen obersten Afrika-Berater, Massad Boulos, beauftragt, das Geschäft mit der DRK zum Abschluss zu bringen.

Der Konflikt in der mineralienreichen Demokratischen Republik Kongo (DRK) hat sich seit Januar 2025 deutlich verschärft. Die von Ruanda unterstützte Rebellengruppe M23 eroberte in einer schnellen Offensive die Städte Goma und Bukavu. Dabei kamen mindestens 7.000 ZivilistInnen ums Leben, zehntausende Menschen wurden vertrieben. Die Kontrolle der kongolesischen Regierung über wichtige Bergbauprovinzen gerät zunehmend ins Wanken.

Massad Boulos, Präsident Donald Trumps oberster Afrika-Berater, äußerte sich kürzlich optimistisch zu einem möglichen Rohstoffabkommen: „Sie haben sicher vom geplanten Abkommen über Mineralien gehört. Wir haben den Vorschlag der kongolesischen Seite geprüft. Ich freue mich, bekannt zu geben, dass der Präsident und ich uns auf einen gemeinsamen Weg zur Umsetzung geeinigt haben.“
Im Rahmen eines solchen Abkommens würden US-amerikanische Rüstungs- und Technologiekonzerne Zugang zu den kongolesischen Vorkommen an Kobalt, Lithium und Kupfer erhalten. Im Gegenzug würde die USA militärische Ausbildung, Ausrüstung – und möglicherweise sogar Truppen – bereitstellen, um die von Rebellen besetzten Gebiete zurückzuerobern.

Die USA sind in hohem Maße von China abhängig, wenn es um Rohstoffe geht, die für ihre wirtschaftliche und nationale Sicherheit essenziell sind. Der anhaltende Handelskrieg mit China hat dieses Problem noch verschärft. Ein Abkommen mit der DRK könnte das Kräfteverhältnis verschieben – vorausgesetzt, es wird klug umgesetzt. Strategisch betrachtet ergibt ein Deal mit der DRK Sinn: Die USA müssen ihre Abhängigkeit von China bei kritischen Mineralien verringern, um nicht im Bereich Verteidigung, Industrieproduktion und sauberer Energie ins Hintertreffen zu geraten. Doch der Weg ist schmal und voller Risiken. Für ein nachhaltiges Gelingen muss Washington Transparenz und Regierungsreformen ins Zentrum des Abkommens stellen, eng mit Verbündeten wie der EU kooperieren, eine Übermilitarisierung der Partnerschaft vermeiden – da sie sonst leicht nach hinten losgehen könnte – und langfristige institutionelle Reformen unterstützen, anstatt sich nur auf kurzfristige Rohstoffgewinnung zu konzentrieren. Ein Nichthandeln hingegen würde Chinas Quasi-Monopol weiter festigen und die USA anfällig für wirtschaftliche Erpressung machen.

Das geplante Abkommen hat eine drängende geopolitische Frage neu entfacht: Kann die USA Chinas Einfluss auf Afrikas strategisch wichtige Rohstoffvorkommen noch wirksam entgegentreten – oder ist es dafür bereits zu spät? Derzeit wird der Abbau der wertvollen Mineralien in der DRK überwiegend von chinesischen Unternehmen dominiert.

Sowohl Peking als auch Washington jagen den Rohstoffen hinterher, die für die Herstellung von Produkten unverzichtbar sind – von grünen Technologien bis hin zur Rüstungsindustrie. Laut dem Weltbank-Bericht „Minerals for Climate Action“ aus dem Jahr 2020 wird die Nachfrage nach kritischen Mineralien wie Kobalt, Lithium und Graphit zwischen 2018 und 2050 um bis zu 500 % steigen.

Die USA verfügen über keine ausreichenden heimischen Kobalt-Vorkommen, und die Erschließung neuer Minen im eigenen Land dauert Jahre – mitunter Jahrzehnte. China hingegen sichert sich bereits seit rund zwei Jahrzehnten über die Belt and Road Initiative gezielt Bergbaurechte und investiert massiv in Infrastrukturprojekte auf dem afrikanischen Kontinent. Bislang war Washington in der rohstoffpolitischen Diplomatie Afrikas weitgehend abwesend – und hat Peking damit weitgehend freie Hand gelassen, seinen Einfluss kontinuierlich auszubauen.

China investierte im Jahr 2023 rund 21,7 Milliarden US-Dollar in Afrika – davon flossen etwa 10 Milliarden gezielt in den Bereich kritischer Mineralien. Die USA hingegen investierten lediglich 7,4 Milliarden US-Dollar, wovon nur etwa 300 Millionen dem Ausbau des Rohstoffsektors gewidmet waren. Laut dem Bericht des US-amerikanischen Select Committee on China aus dem Jahr 2024 deckt China derzeit über 50 % des US-Bedarfs an 24 kritischen Mineralien – und ganze 90 % bei den sogenannten Seltenen Erden.

Chinas Dominanz ist das Ergebnis jahrzehntelanger Planung und einer staatlich gelenkten Industriepolitik. Peking kontrolliert nicht nur den großflächigen Abbau, sondern auch die Weiterverarbeitung und Raffinierung – und hat damit eine symbiotische, wenn nicht sogar wechselseitige Abhängigkeit zur DRK aufgebaut. Die USA hingegen setzen in Afrika überwiegend auf privatwirtschaftliche Partnerschaften, die häufig zahlreiche lokale Akteure einbeziehen, mit erheblichem bürokratischem Aufwand sowie Umwelt-, Sozial- und Governance-Standards (ESG) verbunden sind. Diese Ansätze erfordern umfassendere Reformen und sind deutlich komplizierter als die oft unkomplizierter präsentierten chinesischen Angebote.

Das geplante Abkommen mit der DRK könnte den USA einen echten Durchbruch verschaffen. Es würde die Lieferketten diversifizieren, die Abhängigkeit von China verringern und amerikanischen Unternehmen in Bereichen wie Batterietechnologie, Solarenergie und Verteidigung neue Chancen eröffnen. Auch die DRK könnte von einer engeren Partnerschaft mit westlichen Staaten profitieren – etwa durch bessere Arbeits- und Umweltstandards, über deren Missachtung unter chinesischer Beteiligung seit Langem Klagen laut werden.

Doch der Erfolg ist alles andere als sicher. Die USA haben bereits entscheidende Rückschläge hinnehmen müssen – etwa 2016, als das US-Unternehmen Freeport-McMoRan die Kontrolle über die größte Kobalt-Mine der Welt in der DRK verlor und diese vom chinesischen Konzern China Molybdenum Company (CMOC) übernommen wurde.

Das Engagement der USA in der DRK könnte dringend benötigte Reformen anstoßen und zur Bekämpfung der Korruption beitragen – ein Problem, das den Bergbausektor des Landes seit Jahrzehnten belastet. Entscheidend für einen nachhaltigen Erfolg sind transparente Vertragsbedingungen, gerechte Beteiligung der betroffenen Gemeinden sowie strenge Umweltauflagen. Zudem bleibt der Kampf gegen Kinderarbeit ein zentrales Thema, da sie in zahlreichen Bergbauprojekten der DRK weiterhin verbreitet ist.

Trumps erste Amtszeit zeigte nur begrenztes Interesse an Afrika – abgesehen von Handelsbilanzen und der Terrorismusbekämpfung. In seiner zweiten Amtszeit steht nun stärker der Wettbewerb zwischen den Großmächten im Fokus, während er multilateraler Zusammenarbeit weiterhin skeptisch gegenübersteht. Mit der jüngsten Einführung neuer Strafzölle, insbesondere gegen China, hat die Suche nach alternativen Bezugsquellen für Seltene Erden oberste Priorität für den US-Präsidenten bekommen.

US-Afrika-Berater Massad Boulos betonte: „Die USA sind entschlossen, zur Beendigung des Konflikts beizutragen.“ Das angestrebte Rohstoffabkommen solle zudem „die territoriale Integrität der DRK bekräftigen“. Doch nicht alle teilen diesen Optimismus. Kritiker befürchten, dass US-Unternehmen zur Zielscheibe von Erpressung werden könnten – und dass das US-Militär in einen langwierigen Bürgerkrieg hineingezogen wird. Der geplante militärische Einsatz zum Schutz von Versorgungsrouten birgt die Gefahr, alte Fehler aus Konflikten wie im Irak und in Afghanistan zu wiederholen.

Die Zeit drängt. Ein Rohstoffabkommen mit der DRK ist kein Allheilmittel – doch es könnte Amerikas letzte und zugleich beste Chance sein, die Spielregeln der globalen Rohstoffversorgung neu zu definieren.

Bild: Aufgenommen am 13. Februar 2025: Bergleute bei der Arbeit in einer Coltan-Mine in Rubaya, einem Bergbaustandort im Osten der Demokratischen Republik Kongo (DRK). © IMAGO / Xinhua
Staatsflaggen der USA und der Demokratischen Republik Kongo vor hellem Hintergrund. © IMAGO / Depositphotos

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